Käthe Leichter.
2025 feiert das Frauenreferat der Arbeiterkammer sein 100-jähriges Bestehen, der Geburtstag seiner ersten Leiterin, Käthe Leichter, jährt sich zum 130. Mal.
Käthe Leichter ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung der Ersten Republik, „die intellektuelle Kraft der sozialistischen Frauenbewegung“. Als Leiterin des Frauenreferats führt sie detaillierte Studien zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen berufstätiger Frauen durch und avanciert zu einer Pionierin der Sozialforschung. Käthe Leichters damals erhobene Forderung hat bis heute nichts an Aktualität verloren:
„Gleicher Lohn für gleiche Leistung!“
Käthe weiß, dass sie mit ihren Erhebungen für die Arbeiterkammer die Funktionärinnen im Parlament und in den Gewerkschaften mit validem Zahlenmaterial für ihren Kampf um eine Besserstellung der Frauen aufmunitionieren muss. Gilt es doch, „Verschlechterungen abzuwehren und dabei doch da und dort kleine Verbesserungen durchzusetzen“.
Käthes „Welt von gestern“ und das Schicksal ihrer „drei Buben“
Wissenshunger und Selbstermächtigung, Freundschaft und Liebe, Loyalität und Verrat, Mord und Vertreibung, Mythisierung und Versöhnung – all diese Elemente einer antiken Tragödie finden sich im Leben Käthe Leichters und ihrer Familie.
Geboren wird Käthe am 20. August 1895 als Marianne Katharina Pick in eine gutsituierte jüdische Familie in Wien. 1914 inskribiert sie Staatswissenschaften an der Universität Wien und kümmert sich um verwahrloste Kinder des Döblinger Bezirksteils „Krim“.
Ab dem Frühjahr 1919 arbeitet Käthe im Finanzministerium und als wissenschaftliche Mitarbeiterin Otto Bauers in der Staatskommission für Sozialisierung. 1921 heiratet sie den Juristen und Journalisten Otto Leichter, den sie in der Jugendbewegung kennengelernt hat. 1924 kommt der erste Sohn Heinz zur Welt, 1930 der zweite, Franz.
Aus und vorbei
Nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 verlieren Käthe und Otto Leichter ihre Arbeit. Das Ehepaar taucht ab und engagiert sich beim Aufbau einer Untergrundpartei. Der Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich im März 1938 verändert die Lage schlagartig. Otto Leichter, der aufgrund seiner politischen Tätigkeit exponierter ist, flieht über die Tschechoslowakei nach Paris. Von dort aus holt er später die Söhne Heinz und Franz nach. Und er drängt seine Frau, sie solle doch alles stehen und liegen lassen.
„Sie hatte zu lange gewartet – es war zu spät.“ Henry O. Leichter
Am 30. Mai 1938 wird Käthe Leichter verhaftet und verbringt mehrere Monate in Einzelhaft im Wiener Landesgericht. Schließlich wird sie an die Gestapo überstellt und im Januar 1940 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Im März 1942 wird Käthe Leichter gemeinsam mit rund 1.600 Frauen in die Heil- und Pflegeanstalt Bernburg an der Saale verbracht und im Rahmen der Massenvernichtungsaktion „Sonderbehandlung 14 f 13“ ermordet.
Otto Leichter gelingt gemeinsam mit seinen Söhnen die Flucht in die USA. Für den Rest seines Lebens bleibt er „mit Herz und Seele“ Journalist. Heinz, nun Henry O., und Franz Leichter werden – so wie Großvater Pick – Rechtsanwälte. Franz kämpft als demokratischer Abgeordneter und später als langjähriger Senator des Bundesstaates New York für die Ideale seiner Eltern.
Schulklassen, die eine Führung durch die Sonderausstellung buchen, erhalten die Dokumentation „Käthe Leichter. Eine Frau wie diese“ von Helene Maimann als DVD. Zur Verfügung gestellt von der Arbeiterkammer Wien.
KuratorInnen Lilli Bauer und Werner T. Bauer
Grafik Karin Pesau-Engelhart und Klaus Mitter
Lektorat und Übersetzung scriptophil. die textagentur